Sobald man über Sachfragen spricht, geht man eigentlich einen Schritt zu weit.
Die Schweizer sind so stolz darauf, dass sie über Sachfragen abstimmen können. Also nicht bloss darüber, wer ihr zeitlich befristeter Regent sein soll.
Ich war auch einmal darauf stolz. Jetzt nicht mehr. Denn man tut dabei etwas Falsches.
„Gerade die Schweizer verstehen von Demokratie am aller-allerwenigsten.“ Dieses Zitat hat mich damals sehr schockiert und aufgeweckt.
Warum versuchen wir, über Sachfragen abzustimmen? Denn sehr viele Sachfragen, die zur Abstimmung kommen, können von den Menschen nicht umfassend selbst beurteilt werden: Es fehlt ihnen die eigene Erfahrung dazu. Deshalb hört man sich den einen oder anderen Experten an. Den einen oder anderen Politiker. Was die Kollegen und Freunde dazu sagen. Oder man sieht sich die Polit-Arena im Schweizer Fernsehen an. Danach macht man sich seine Meinung und geht abstimmen.
Das ist eben falsch.
Wenn man etwas nicht aus eigener Erfahrung heraus beurteilen kann, dann gibt man sich immer dem Manipulationsrisiko hin. Dort spielen naturgemäss die Medien eine eminent wichtige Rolle. Das neulich erschienene Bundesgerichtsurteil zur Berichterstattung im Vorfeld einer Corona-Abstimmung belegt dies exemplarisch.
Man könnte vereinfacht sagen: Über Sachfragen kann man diskutieren, aber nicht entscheiden. Zumindest nicht, wenn es den eigenen Wirkungshorizont überschreitet.
Oder man könnte es so formulieren: Sachfragen gehören nicht in die Politik.
Ausser eben mit der Ausnahme, wenn jedermann die Sache aus eigener Erfahrung beurteilen kann. Dann schon.